Ep. 122: Zinsen, Antisemitismus und Verschwörungstheorien
Shownotes
Bis heute wird immer wieder nur eine vorgeschobene, vereinfachte Kapitalismuskritik formuliert, um eigentlich Antisemitismus zu verbreiten. Die Kritik an Zinsen etwa hat eine lange, vor allem antisemitische Geschichte.
Im frühen Mittelalter war es Christen zunächst verboten, Zinsen von anderen Christen zu nehmen, allerdings gab es auch eine Kritik am Zins seitens der Rabbiner. Nach und nach jedoch wuchs die Frage nach Geld und nach Krediten, sodass es ohne die Erlaubnis von Zinsen kaum noch möglich war, die Nachfrage zu stillen. Zunächst wurde deshalb der Zins jüdischen Kaufmännern aufgezwungen, damit Christen nach wie vor sich mit vermeintlich weißer Weste präsentieren konnten.
Besonders im 19. Jahrhundert wird das antisemitische Bild vom mit dem Zins wuchernden Juden reaktiviert. Damals wurde auch der Mythos einer jüdischen Weltverschwörung virulent und dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit den sogenannten „Protokollen der Weisen von Zion“ als wissenschaftlich belegt inszeniert.
Statt über die dem Kapitalismus innewohnenden Monopoltendenzen zu sprechen, kreierte man das Feindbild einer geheimen jüdischen Organisation, die die wirtschaftlichen Geschicke global lenke.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die antisemitische Kritik am Kapitalismus.
Literatur:
Wolfgang Benz: Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Legende von der jüdischen Weltverschwörung, C. H. Beck.
Micha Brumlik: Antisemitismus. 100 Seiten, Reclam.
Jacques Le Goff: Geld im Mittelalter, Klett-Cotta.
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Wolfgang M. Schmitt, Ole Nymoen
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